Der Westgarten - Geschichte erleben, Zukunft gestalten
Mit seiner beeindruckenden Architektur und weitläufigen Gartenanlage gilt Schloss Nordkirchen als „Westfälisches Versailles“ – ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird. Ein besonderes Juwel dieser einzigartigen Parklandschaft ist der neu gestaltete Westgarten, der nach Jahrzehnten der Zurückhaltung nun wieder Schritt für Schritt in seine gartenkünstlerische Bedeutung zurückfindet.
Der Westgarten ist heute ein Ort der Begegnung: für Erholungssuchende, Spaziergänger, Kulturinteressierte, Sportbegeisterte und die Studierenden der Hochschule für Finanzen NRW, die das Schloss als Studienstandort nutzt. Gemeinsam mit jährlich über 600.000 Besucherinnen und Besuchern erleben sie hier ein Stück lebendige Denkmalpflege.
Bereits 1981 legten die renommierten Landschaftsarchitekten Dieter Hennebo, Alfred Hoffmann sowie Gustav und Rose Wörner ein Parkpflegewerk für die Gesamtanlage vor. Für den Westgarten schlugen sie darin eine Rekonstruktion der barocken Gestaltung nach den Plänen von Johann Conrad Schlaun (1695–1773) vor, der ab 1723 in Nordkirchen tätig war. Ob diese Entwürfe seinerzeit vollständig umgesetzt wurden, ist bis heute nicht eindeutig geklärt – eine historische Spurensuche, die den Garten bis heute umgibt.
In der Folge rückten die Planungen des französischen Gartenarchitekten Achille Duchêne (1866–1947) stärker in den Fokus. Er war von 1906 bis 1914 im Auftrag von Herzog Engelbert Maria von Arenberg in Nordkirchen tätig und entwarf eine neobarocke „Renovation à la Française“, die historische barocke Elemente – wie die prägnante Balustrade – in eine zeitgenössische Formensprache überführte.
Das denkmalpflegerische Entwicklungskonzept von 2013, erarbeitet von Achim Röthig, würdigt diese vielschichtige Gartenhistorie. Es verzichtet bewusst auf eine reine Rekonstruktion zugunsten einer Erhaltung und behutsamen Weiterentwicklung historischer Originalsubstanz aus verschiedenen Epochen. Damit verbindet es Vergangenheit und Gegenwart auf harmonische Weise.
Heute verfolgt die Hochschule für Finanzen NRW als Eigentümerin das Ziel, den Westgarten in mehreren Etappen entsprechend diesem Konzept weiterzuentwickeln. Die Nutzung als Pferdekoppel wurde aufgegeben. Erste sichtbare Zeichen der Umgestaltung sind die im Östlichen Parterre 2023 gepflanzten sechs Eiben-Formgehölze sowie die begonnene Wiederherstellung der zentralen Wegeachse im Jahr 2024, die im Jahr 2025 fertig gestellt wurde.
Der Westgarten von Schloss Nordkirchen ist ein lebendiger Ort – tief verwurzelt in der Geschichte und zugleich auf dem Weg in eine neue gartenkulturelle Zukunft. Ein Ort, der zum Verweilen einlädt, zum Entdecken und zum Träumen und ein einzigartiges Highlight darstellt.